Irina Azizian

Biografie

Das Wort des Malers

Über Irina Azizian

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Biografie

Architektin, Malerin, Mitglied der Architektenunion und der Union der Maler Russlands, Doktor der Kunstwissenschaften, Professorin.

1935 in Moskau geboren.

1960 Absolvierung des Moskauer Architekturinstituts.

1967 Absolvierung der Aspirantur am Moskauer Architekturinstitut, Abteilung Malerei.

Die Sphäre der wissenschaftlichen Interessen ist die Wechselbeziehung der Künste in der Kultur. Das Thema der Doktorarbeit ist die Wechselwirkung zwischen der Architektur und anderen Kunstarten.

15 Jahre lang am Lehrstuhl des Moskauer Architekturinstituts als Professor für Malerei.

Teilnahme an zahlreichen Ausstellungen in Moskau, Leningrad (St. Petersburg) und Jerewan und an der 8. Allunions-Ausstellung des Aquarells.

Monoausstellungen in Moskau in 1975, 1985 und 1995.

Die Werke der Malerin befinden sich in Orientmuseum und im Schjussew-Architekturmuseum in Moskau, sowohl in diversen Privatsammlungen in Moskau, Jerewan, wie auch in Rumänien, Spanien und den USA.

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Die Malerin über sich

Im Sommer 1956 während meiner Ferien nach dem 3. Jahr des Architekturinstitutes fuhr ich nach Pskow und Nowgorod. Die Begegnung mit den Fresken des Snetogorskij-Klosters wurde zum stärksten lebens-plastischen Eindruck. Diese Fresken bezauberten mich buchstäblich, fesselten mich. Sogar den großen Theophanes den Griechen in Nowgorod sah ich mir nach der Erschütterung durch die Malerei des Snetogorskij-Klosters kühler und ruhiger an. Im nächsten Jahr, 1957, erlebte ich eine neue farblich-plastische Erschütterung während meiner ersten Begegnung mit Armenien. Armenien führte mich entscheidend an die Malerei heran. Von nun an vergrößerte meine Liebe zur Malerei, zur Farbe und Plastik, die Liebe zu Armenien, das ihrerseits immer neue Impulse der Malerei gab. Ein kategorischer Abbruch mit dem früher gewählten Beruf geschah nicht: Ende der 50-er durchriss die Architektur enthüllend als erste Kunstart den Eisernen Vorhang in der Kultur. Dabei wurde das breiteste Feld der künstlerischen Weltkultur des 20. Jahrhunderts mit der Vielfältigkeit ihrer Richtungen und Meister, darunter auch in der Malerei, neu entdeckt. Im Sommer 1959, während der Vorbereitungen zu meinem Diplomprojekt in Rahmen des ausgeschriebenen Wettbewerbes für das Gebäude des Sundukjan-Theaters in Jerewan, blieb ich etliche wunderbare Tage in Matenadaran, wo ich die antiken Miniaturen, nach Motiven deren ich die Fresken in meinem Theater projektieren wollte, studierte, skizzierte und kopierte. Es wurde mir nicht erlaubt das Theater zu machen, dafür machte ich den Zirkus mit der komplizierten zusammengesetzten Farblösung der konstruktiven Struktur und des Dachzeltes, und mit der bescheidenen Malerei à la Picasso an den den Haupteingang umrahmenden Mauern. In 1960 bekam ich das Architektendiplom, und das erste Mal nahm ich an den städtischen Kunstausstellungen in Moskau und Jerewan teil. In Moskau wurde das Landschaftsbild „Großes Megri“ und in Jerewan das Stillleben „Kürbisse“ und das Landschaftsbild „Straße in Bjurokan“ ausgestellt.

So wurde die Wechselbeziehung der Künste, womit ich mich als Wissenschafter seit mehr als drei Jahrzehnten beschäftige, zum Faktum meines Lebenslaufes: Die Architektur hatte die Malerei erweckt, die Malerei ihrerseits hatte mich von der Projektierung zur Theorie der Architektur geführt, in die Probleme der Wechselbeziehung der plastischen Künste vertieft.

Und obwohl ich das erste Mal im Architekturinstitut zum Pinsel griff, wurden in der Realität die armenischen Maler zu meinen Lehrern in der Malerei: Mariam Aslamazjan, die ich 1957 am Sevansee beim Malen von Aquarellen traf und deren Rat zufolge ich zum Öl überwechselte; Eranui Aslamazjan, Lavinia Bazhbeuk-Melikjan, Knarik Oganesjan, Nana Gjulikehvjan. Und natürlich die damals noch lebenden Klassiker der armenischen Malerei: Martiros Sarjan, Arutjun Galents, Minas Avetisjan. Seit meiner Jugend hatte mir mein Schicksal die große Freundschaft mit Alexander Jakowlewitsch Byhowskij geschenkt, - dem Künstler von universeller Begabung, von leidenschaftlichem und gleichzeitig strengem Temperament.

Die rosarote Luft von Armenien, ihre Berge und Steine, Kathedralen und Siedlungen wurden zur Umwelt, zum Impuls und zum Hauptobjekt des künstlerischen Weltalls. Das Heimatland meines Vaters und der Malerei zog mich immer an, und außer seltener Ausnahmefälle malte ich in Armenien von 1957 bis 1979 jedes Jahr, ernährte mich von der Berührung mit ihm. Schon 1959, als ich mit der Wanderausstellung von der Stadt Jerewan nach Megri gefahren war, hatte sich herausgestellt, dass ich die einzige aus den zehn jerewaner Malern dort schon das zweite Mal war. Und vorher hatte ich mich bereits in Goris mit Arutjun und Armine Galents, Knarik Oganesjan, Vartiter Karapetjan und den anderen getroffen und mich mit ihnen unterhalten. Meine tiefe Verbeugung gilt ihnen für die Entdeckung der Welt Armeniens und des Kosmoses der Malerei. Das letzte Mal hatte ich das Glück 1989 in der Gruppe mit Lavinia Bazhbeuk als Vorstand in Schorzha neben ihnen zu arbeiten.

Beim Aussortieren von Gemälden und Aquarellblättern im Vorbereitungsprozess für den Katalog der Werke der vergangenen 40 Jahre kommunizierte ich mit ihnen, als ob sie lebendig wären. Und sie erzählten mir nicht nur über den Erfolg oder Misserfolg der Komposition, der Farbstimmung und der plastischen Interpretation, sondern auch über das Leben der Leute, der Kathedralen und Siedlungen, der Länder von Abaran oder Sevan, der Berge und Schluchten von Bjurokan oder Zangezur. Ein unauslöschlicher Eindruck für das ganze Leben blieb von der Reise nach Karabach 1977 und von der Arbeit dort, im antiken Schuscha und in der Siedlung Mochratag des Bezirks Mardakert.

Von 1975 bis 1989 führte ich jedes Jahr meine Studenten des Moskauer Architekturinstitutes nach Jaroslawl, Tutajew, Kostroma, Galitsch, Pereslawl-Zalesskij, Kargopol, und Tallin auf das Pleinair. Zur besonderen Freude wurde die neue, schon viel bewusstere Begegnung mit den altrussischen Fresken, wie es früher mit den armenischen Fresken von Tatev und Achtala der Fall war, die ich als damalige Aspirantin der Malerei kopierte.

Die Geografie meiner Etüden vollendet die Krim, und zwar Koktebel und Gurzuf. Nach Armenien wuchs mir das Städtchen Koktebel mit seinen trockenen Bergen und seiner rosaroten Luft, mit seinem launenhaften, leidenschaftlichen und monumentalen Berg Karadag besonders ans Herz.

In den 90-ern hatte sich das Leben geografisch-ökonomisch verengt. Ölgemälde überließen den Platz dem Papier und dem Aquarell. Die Blumen auf dem Beet und im Krug, die alten Stämme meines Apfelgartens bei Moskau ersetzten die Berge und Täler.

Irina Azizian

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Die Vision des Vaterlandes

Das, was man in einem glücklichen Traum sah, darzustellen, den eigenen Traum darzustellen  ist vielleicht der Hauptstimulus eines jeden Malers. Aber das, was man träumte und heimlich liebte, im realen Leben gesehen zu haben  ist eine Seltenheit. In diesem Fall wird ein Kunstwerk, ohne sich von der Realität loszulösen, zur Wiederkehr zum Traum. So, den Blick um sich werfend und wieder in die Tiefen eigener Phantasie eintauchend, begibt sich ein Maler zur Leinwand, nimmt den Pinsel in die Hand. „Maler, taucht Eure Pinsel ein...“, das heißt eben „Akt des Schaffens“...

Die Malerei und Aquarelle von Irina Azizian befinden sich in dieser Reihe. Vor unseren Augen ersteht von Blatt zu Blatt, von Gemälde zu Gemälde ihr Armenien, ihr Haus und ihre Familie, ihre Landschaften bei Moskau oder an der Wolga. Die Welt, die sie in der Realität umgab, die ihren Träumen entsprach. In den Aquarellen und den Gemälden verwirklichte sich der Wunsch diese Welt zu festigen, sie nicht verschwinden zu lassen, sie der Umgebung in das Eigentum und Erbe zu übergeben.

Am wenigsten sehen diese Zeichnungen und Gemälde wie die Werke eines Architekten aus (Irina Azizian ist ein Diplomarchitekt), es gibt in ihnen auch kein Zeichen der nüchternen Analyse oder des Wunsches sich in der „Geschichte der modernen Kunst“ zu platzieren (Irina ist auch eine bekannte Kunstwissenschafterin). Zum Schaffen wurde etwas Persönlicheres, Luftigeres, etwas Bereinigtes von den realen Ereignissen und Zwistigkeiten, von den konkreten Schwierigkeiten unserer Existenz und von den theoretischen Meditationen. Zum Schaffen wurde eine besondere Zone, etwas anderes. Eine Reihe der Werke von Irina Azizian dient als gewisse Einladung dem Zuschauer: Er wird zu einer besonderen Welt herangezogen, zu einem Dialog, zu welchem er auch innerlich bereit ist  solch andere Welt hat ja jeder von uns in sich...

Den gewichtigsten Teil der Gemälde und Zeichnungen von Irina Azizian bilden diejenigen, die Armenien gewidmet sind. Interessant ist, dass die Wortverbindung „Vaterland der Vorfahren“, die unserem Ohr sehr gewohnt ist und manchmal mit Seelenpein, manchmal mit Lächeln ausgesprochen wird, für sie, die Urmoskauerin, zur Realität wurde. Armenien wurde für die Malerin zum gefundenen Gelobten Land. In welchem Maße während ihrer ersten Reisen nach Armenien in der Seele von Irina Azizian ein gewisses „genetisches Wiedererkennen“ entstand, ist schwer zu beurteilen. Aber das Land und die Menschen der südlichen Republik ergriffen und bezauberten sie. Sie fängt an jedes Jahr mit dem Etüdenkasten hach Armenien zu fahren. Sie beginnt genau in die Falten der Felsen und in die, von der Zeit zerfurchten, Gesichter der Alten hinzusehen. Sie versucht die ungewöhnlich leuchtende, grelle Färbung eines südlichen Tages zu erfassen, kommt den Leuten näher, kommt in ihren Kreis und in den Rhythmus ihrer Existenz herein. Es bahnt sich die Freundschaft mit armenischen Malern an. Irina bekommt eine gewisse „Einweisung ins Leben“: „Mache weiter so“, sagt ihr Minas Avetisjan beim Betrachten ihrer Etüden, die sie von den Reisen mitbrachte, „es muss funktionieren!“. Nun, unter dem Flügel einer solchen Anerkennung, von einem solchen, wie man es heute sagen würde, Zuspiel wächst mit den Jahren aus einem Architekten, der die Ansichten und Typenreihen skizziert, ein Maler.

Beim Betrachten der Werke von Irina Azizian versteht man, dass ihre Form, selbst ihr Gestaltungssystem in den 60-ern verwurzelt ist. Es war die Zeit, die schon zur Geschichte wurde  jene besondere Zeit des „Tauwetters“ für unsere Kultur, und in der Kunst war es die Zeit der eigenen Variante vom Neo-Realismus, dem sogenannten „strengen Stil“. Die 60-er wurden für Irina zum Zeitpunkt des ersten Vertiefens in die darstellende Kunst. Zum besonderen Glück der jungen Malerin wurde der von uns schon erwähnte Umstand, dass das Thema ihrer Werke (Armenien, das friedliche Haus, die Menschen, die du liebst und die dich lieben) mit dem Repertoire der armenischen Malerei jener Jahre übereinstimmte.

Die armenische Malerei der 60-er hatte einen besonderen Platz unter anderen nationalen Schulen. Sie äußerte die für die Jahrhundertmitte charakteristische Suche. Aber diese Suche wurde nicht nur durch die Begriffe Ehrlichkeit, Glauben an die Wende, Zeigen unseres schweren Alltags u. a. begrenzt. In dieser Suche gab es keine Verbitterung der Entlarvungen. Der Pathos war woanders. Unter dem Schatten des Schaffens des lebenden Klassikers Martiros Sarjan entstand die Malerei an sich selbst, die Malerei, die die freie Atmung durch die emotionale Verfärbung von Allgegenwärtigem und seiner Umgestaltung auf der Ebene der Gemälde herzurichten fähig war. Die Welt des Traums wurde ruhig auf die sichtbare Welt projiziert und wurde genauso ruhig auf das heiße Leinen und auf das vom Drang der Gefühle brennende Papier übertragen. Es war die Suche nach Harmonie, der Versuch an die Fundamente der Weltordnung heranzukommen... So arbeiteten die jungen Maler neben Irina, so begann auch sie zu arbeiten. Erstaunlich ist, dass die Melodie und die Aufgabe jener lebhaften und zweifellos optimistischen Jahre in ihrem Schaffen für immer erhalten bleiben. Sie ist den Programmen ihrer Jugend treu geblieben.

Mit Hartnäckigkeit (und es ist schwer zu sagen, wovon sie kommt und was das ist: die Schaffensposition oder die weibliche Beständigkeit) wurde der einst gefundene Optimismus, der Darstellungsstil und der Kreis der Sujets von der Malerin bis in die zu solcher Standhaftigkeit überhaupt nicht beitragenden zerstörerischen 90-er hergetragen... Freilich gibt es auch eine andere Erklärung der Treue dem einst gewählten Wege: Nostalgie zur eigenen Jugend, der ständige Wunsch ihre Formen in Reinheit zu bewahren, die der Verwesung ununterwürfig ist. Hieraus folgen die Stärke und die Überzeugungskraft der besten Kunstwerke von Irina Azizian.

Unter den Gemälden und Aquarellen der Malerin ist es nicht schwierig die Gruppen abzusondern: Landschaftsbilder, Landschaftsbilder mit historischen Monumenten, Stilllebenbilder, Interieurbilder mit der komplizierten zusammengesetzten Lösung des Raums, mit Spiegeln und mit der eigenen Figur, die in den Spiegeln wiederspiegelt wird, mit den sitzenden und musizierenden Söhnen. In diesen letzten Bildern vervollständigte sich die lyrische Gabe der Malerin wahrscheinlich am vollkommensten. Alles hier ist auf seinem Platz, alles atmet in der Luft der Umgebung, alles ist äußerst natürlich. Die Gestalten können aufstehen und aus dem Bilde herauskommen, können für immer im Interieur bleiben, können sich verschieben, sich fortbewegen  unwichtig! Das ist diese ausgesuchte Welt, wo die nahen Verwandten dazugehörig sind, wo sie für immer verwurzelt sind. Das ist die Welt des Heimes, als Zeichen der Stabilität und Ewigkeit.

Die Intimität in der Kunst wird heutzutage wohl nicht weniger als der Pathos der „gemeinsamen Sache“ geschätzt. Lyrik, die reine Lyrik, die Fähigkeit über sich offen aber ohne Sentiment zu sprechen ist besonders geschätzt. Wir Menschen des Endes des 20. Jahrhunderts (und des Anfangs des 3. Jahrtausends!) suchen in der Kunst vor allem die Züge der lyrischen Aussage, und wir werden glücklich beim fündig werden. Wahrscheinlich kommt die Suche nach eigenem Ich, die scharfe und dramatische Suche nach dem Wert der eigenen kurzen Existenz heutzutage an die erste Stelle. Und die Antwort auf diese Suche wird zur einem der wichtigsten geistigen Werte dieser Zeit. Gerade den Bedürfnissen des zeitgenössischen Zuschauers  des zweiten Teilnehmers am ewigen Dialog der Künste, entsprechen die zurückhaltenden und gleichzeitig bedeutungsvollen Bilder, die innerhalb der vor unseren Augen vorbeigeflogenen 40 Jahren vom Architekten, Kunsttheoretiker und Maler Irina Azizian geschaffen wurden.

Doktor der Kunstwissenschaften Nonna Stepanjan

Moskau, 18.06.1997

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Die Bilder von Irina Azizian

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Aktualisiert: 07.09.2008

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